Well-Aging Mythen: Wirkstoffe, Lichtschutz & Co.

April 3, 2024

Well-Aging Mythen: Wirkstoffe, Lichtschutz & Co.

by Lena Severin

Reife Haut verlangt intensivere Pflege: mehr Feuchtigkeit, ausgewogene Lipide und Wirkstoffe, die die Kollagenproduktion ordentlich ankurbeln und die Hautbarriere stärken. Es existieren viele Mythen in der Hautpflege, besonders aber wenn es um die Pflege von reifer Haut geht. Und leider ist genau das auch mit viel Stigma verbunden.
Fältchen, Pigmentflecken, schlaffe Haut… Anzeichen von Hautalterung werden oft als kleine (oder auch größere) Schock-Momente erlebt, wenn man sie beim Blick in den Spiegel zum ersten Mal entdeckt. Wir ärgern uns über etwas, das ganz natürlich passiert, manchen früher, manchen später. Wir nehmen oft die Sichtbarkeit des Älterwerdens als Problem wahr und schon fühlen wir uns von Tuben und Tiegeln mit dem Versprechen “Anti-Aging” angesprochen. Und das, obwohl nichts auf dieser Welt die Hautalterung wirklich verhindern kann. Und schon fühlen wir uns schlecht, weil wir scheinbar mit jedem Geburtstag mehr “Anti” im Badschrank sammeln sollen, das uns jeden Morgen und jeden Abend daran erinnert, wie wir uns mit unseren Fältchen, Pigmentflecken und schlafferer Haut zu fühlen haben.

Bevor wir in die kosmetischen Mythen rund ums Thema Aging einsteigen, möchte ich mit dem wohl wichtigsten “Mythos” starten:

Mythos: “Anzeichen von Hautalterung sind unschön und müssen gestoppt werden.”

BULLSHIT (Sorry, not sorry). Älter zu werden, und das im Gesicht und am Körper zu bemerken, ist zu 100% normal und äußert sich bei uns allen unterschiedlich. Aber: Es äußert sich eben bei uns allen. Optisch verändert sich der Körper im Laufe des Lebens nun mal. Das zeigt sich eben auch auf der Haut.
Hauptgrund der Pflege von reifer Haut sollte sein, unser größtes Organ gesund zu halten und dafür zu sorgen, dass es so lange wie möglich seine natürlichen Funktionen erfüllen kann. Es geht zum Beispiel darum, das Kollagengerüst zu stabilisieren, um die Hautbarriere fit zu halten, Lipide und Feuchtigkeit zuzuführen, um sie zu speichern. Es geht darum, auf diese Weise besser vor äußeren Einflüssen der Umwelt gewappnet zu sein. Bei uns ist das nicht Anti-, sondern Well-Aging, also die gute und gesunde Form des Älterwerdens. Weil: gepflegte Haut immer wichtig sein sollte. 

Mythos: “Retinol / Retinal ist nur für reife Haut.”

Retinoide sind vor allem bekannt, weil sie sehr wirksame und gut erforschte Inhaltsstoffe in der Pflege für reife Haut sind. Aber: Sie bringen nicht nur Vorteile für reife bzw. reifer werdende Haut. Gerade zu Unreinheiten neigende Haut profitiert ebenfalls sehr von der regulierenden Wirkung auf die Talgproduktion, was besonders für Menschen mit öliger Haut und sogar auch Akne gut ist.

Durch die Förderung der Zellerneuerung und die Stimulierung der Kollagenproduktion kann Retinol auch ab Mitte 20 schon dazu beitragen, die Haut glatter, frischer und gleichmäßiger aussehen zu lassen. Denn tatsächlich beginnt unsere Haut bereits ab Mitte 20 ihre Spannkraft zu verlieren und weniger Feuchtigkeit in der Haut zu speichern. Denn das Enzym Kollagenase, das die Kollagensynthese hemmt, wird zu dieser Zeit aktiv, während gleichzeitig die Kollagenproduktion langsam abnimmt.
Eine angepasste, dosierte Pflege mit Retinal, wie in unserem Retinal Sensitiv Serum oder unserer Retinal Creme, hilft der Haut über die Jahre hinweg ihre Spannkraft und Elastizität zu behalten, da es die Kollagensynthese anregt und dieses fiese Enzym hemmt. So bleibt das Kollagengerüst länger stabil und Feuchtigkeit kann besser gespeichert werden.

 

Mythos: “Empfindliche Haut verträgt keine Retinoide”

Falsch. Besonders Retinal ist im Grunde genommen für jeden Hauttyp geeignet. Das liegt daran, dass es in der Umwandlungskette der Retinoide am nächsten an der Retinsäure dran ist. In der Haut wird Retinyl Esther, wie zum Beispiel Retinyl Palmitat, zunächst zu Retinol, danach zu Retinal und dann zu Retinsäure.

Allerdings kommt es auch immer auf die Konzentration und die richtige Anwendung an. Wer sehr empfindliche Haut hat, sollte mit einer möglichst milden Dosierung starten. Wenn sich die Haut etwas an den Wirkstoff gewöhnt hat, kann die Häufigkeit der Anwendung langsam gesteigert werden und sogar auch die Konzentration.

 

Mythos: Hautpflegeprodukte wirken nach gewisser Zeit nicht mehr, da sich die Haut daran gewöhnt hat

Das stimmt so nicht. Die Haut braucht etwa vier Wochen, um sich an neue Produkte und Wirkstoffe zu gewöhnen und diese dann auch “verarbeiten” zu können. Anfangs kann sogar eine Erstverschlimmerung der Haut auftreten, bevor sie sich an den Wirkstoff gewöhnt hat.
Die Haut liebt eben Routinen – so wie wir Menschen.
Ein Produkt, das über längere Zeit benutzt wird, kann die Haut also viel besser aufnehmen und “verwerten”. Daher wirken Pflegeprodukte, die man schon geraume Zeit verwendet, sogar viel besser.
Wenn es um die Dosierung von Wirkstoffen geht, kannst du die Dosis mit der Zeit auch erhöhen, falls du merken solltest, dass deine Haut das Produkt gut verträgt, du dir aber vielleicht einen stärkeren Effekt wünschst.

Mythos: “Retinoide machen die Haut dünner”

Das ist tatsächlich komplett falsch! Mit Retinoiden wird die Hauterneuerung angekurbelt und abgestorbene Zellen der äußeren Hautschicht schneller entfernt. Deshalb glauben viele, die Haut könne langfristig dünner und empfindlicher werden. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Tatsächlich kurbeln Retinoide die Kollagenproduktion an. Bedeutet: ein stabileres Hautgerüst und eine gleichmäßigere und prallere Haut.

Mythos: “Retinoide wirken, indem sie die Haut peelen”

Hier schließen wir an den vorherigen Mythos an. Und sagen: Stimmt schon wieder nicht. Retinoide haben keine exfolierende Wirkung. Das Peelen ist eher ein Nebeneffekt des Irritationsprozesses der Haut. Im Gegensatz zu Peelings brechen Retinoide nicht die Bindungen auf, die abgestorbene Hautzellen zusammenhalten. Jedoch kommen durch die gesteigerte Zellerneuerung frische Hautzellen schneller an die Oberfläche – was tatsächlich mit einer Peeling-Wirkung verwechselt werden kann, aber wirklich keine ist.

Mythos: “Retinol sollte nicht im Sommer verwendet werden”

Retinoide können durchaus im Sommer verwendet werden. Allerdings sind es sehr anspruchsvolle Wirkstoffe: Sie sind UV-empfindlich und ihre Wirkweise wird durch Licht deutlich beeinträchtigt. Deshalb sind diese Produkte eher für die Abendroutine geeignet, da sich unsere Haut nachts regeneriert. Da Retinoide unter anderem die Zellerneuerung ankurbeln, kommen junge Zellen schneller an die Hautoberfläche. Deshalb sollte auf jeden Fall tagsüber immer ein Sonnenschutz mit möglichst hohem Lichtschutzfaktor verwendet werden. Und das alles gilt sowohl im Sommer als auch im Winter. 

 

Mythos: “Retinalprodukte hellen keine Hyperpigmentation auf, da sie die Haut lichtempfindlicher machen”

Wir schließen an das eben Gelernte an: Produkte, die Retinal enthalten, machen die Haut lichtempfindlicher, weswegen wir fleißig jeden Morgen Sonnenschutz verwenden sollen. Produkte auf Basis von Vitamin A kurbeln die Zellerneuerung in der Haut an, indem die Produktion neuer Hautzellen angeregt wird. Dieser Vorgang trägt dann dazu bei, dass abgestorbene Hautzellen schneller abgetragen werden, was zu einer gleichmäßigeren Hautfarbe führen kann. Melanin ist das Pigment, das für die Hautfarbe verantwortlich ist. Retinoide können also die Melaninproduktion hemmen, was dazu beiträgt, Hyperpigmentierung und dunkle Flecken zu reduzieren. Zudem fördern Retinoide die Kollagenproduktion, indem sie die Kollagensynthese positiv beeinflussen, was zu einer verbesserten Hautstruktur und -elastizität führt. Somit kann Retinol also tatsächlich dazu beitragen, das Erscheinungsbild von Pigmentflecken zu verbessern.

 

Mythos: “Nur verschreibungspflichtiges Tretinoin wirkt wirklich”

Zur Erklärung: Tretinoin, bzw. Retinsäure ist eine potente und gut erforschte Form von Vitamin A mit medizinischer Wirkung und daher rezeptpflichtig. Aber auch freiverkäufliche Derivate wie Retinal und Retinol haben durchaus Vorteile. Da sie in der Haut ebenfalls zu Tretinoin umgewandelt werden, sind sie in der Hautpflege weit verbreitet. Wieso aber nicht gleich Tretinoin? Ein Vorteil von Derivaten ist, dass sie in der Regel stabiler und besser verträglich sind. Dadurch verursachen sie weniger Nebenwirkungen wie zum Beispiel Trockenheit, Rötungen oder Schuppenbildung. Biochemisch gesehen kannst du mit Vitamin A Derivaten in der Kosmetik also die gleiche Wirkung erzielen – es dauert nur ein bisschen länger.

Well-Aging braucht die richtige Pflege und die richtige Einstellung

Hautpflege muss nicht kompliziert sein. Und sie muss schon gar keine Probleme wecken, die es eigentlich gar nicht gibt. Fältchen und schlaffer werdende Haut sind mit zunehmendem Alter etwas ganz Normales. Und irgendwie ist es ja auch ein Verdienst, dass sich die Lebenserfahrungen und Umstände irgendwann auf der Haut bemerkbar machen. Vielleicht können wir lernen, es zu feiern, dass wir unser Alter sehen. Und dem Älterwerden entspannter entgegenblicken, ganz ohne Scham oder den Druck, es verhindern zu müssen. Wir stehen mit der Bezeichnung “Well-Aging” für unsere Produkte ganz klar für mehr Gelassenheit – besonders bei der Hautpflege.


Quellen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28853960/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37375394/
https://www.livivo.de/doc/M37615835


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