April 1, 2021
Frühling im Kopf – Was macht diese Jahreszeit mit uns?
by Lena Severin
Und während ich neulich mit dem Staubsauger zu Whitney Houston’s “I wanna dance with somebody” meine Runden durchs Wohnzimmer gedreht habe, kam mir die Frage in den Kopf, was da eigentlich in meinem Körper passiert, dass ich von einer in Yoga-Hosen lebenden Couchpotato zur hemmungslos tanzenden Karaoke-Putzfee mutiert bin. Kommt euch bekannt vor? Dann wird es jetzt interessant!
Hormone regeln – auch unsere Stimmung
Melatonin und Serotonin sind uns wahrscheinlich allen zumindest namentlich mal über den Weg gelaufen. Hier aber nochmal ein kleiner Recap des Bio-Unterrichts: Melatonin ist ein Schlafhormon, Serotonin ist ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff, der stimmungsaufhellend wirkt. Und dann kommt noch Testosteron ins Spiel, das männliche Sexualhormon wird im Frühjahr vermehrt ausgeschüttet, wodurch die Lust auf ganz andere Aktivitäten als Wohnzimmer-Dance-Sessions steigt. Wenn ihr euch jetzt fragt, was mit den Ladies passiert: Solche Späße hat uns Mutter (Hormon-) Natur leider nicht in die Wiege gelegt, aber dennoch gibt es genügend Studien, die zeigen, dass auch Frauen im Frühjahr eine gesteigerte Libido haben. Aber mal ehrlich: Brauchen wir wirklich Studien, um das zu erfahren oder vertrauen wir da eher unseren eigenen Erfahrungen? Just saying…
Aber zurück zum Punkt: Das Frühjahr steigert also die Lust auf Körperkontakt. Hinzu kommt, dass durch das vermehrte Sonnenlicht das Schlafhormon Melatonin unterdrückt wird, was unseren Stoffwechsel ordentlich ankurbelt. Außerdem bewirken die Sonnenstrahlen, dass der Botenstoff Serotonin vermehrt ausgeschüttet wird, wodurch sogar eine richtige Euphorie ausgelöst werden kann. Die Folge dieses wunderbaren Zusammenspiels: Wir sind aktiver, energiegeladener, fühlen uns besser und entwickeln eine Affinität für 80ies Dance Music (or is it just me?).
4 Tipps für den Frühling in eurem Kopf
Wie spielt Ernährung dabei mit rein?
In der ganzheitlichen Betrachtung ist es bereits durch mehrere Studien belegt, dass das Gehirn und unser Verdauungssystem in engem Austausch miteinander stehen. Was wir zu uns nehmen, beeinflusst unsere Bakterienlandschaft im Darm und diese wiederum beeinflussen, was in unserem Gehirn passiert. So geht es in die eine Richtung, allerdings geht es genauso auch in die andere Richtung; eine Wechselwirkung also. Wenn wir gestresst sind, beispielsweise, verändert das die Bakterien in unserem Verdauungstrakt, was wiederum unseren gesamten Stoffwechsel beeinflusst UND auch wieder unser Gehirn. Ein simples Beispiel, das wir vermutlich alle kennen: Wir sind gestresst, von Klausuren, Deadlines oder dem allgemeinem Workload und verspüren häufiger Lust auf etwas Süßes, oder etwas Fettiges, etwas mit dem wir uns für das Aushalten des Stresses belohnen. Ganz gefährlich! Denn: Zucker bzw. Frittiertes bewirkt das genaue Gegenteil. Wir gaukeln uns selbst Belohnung vor, während wir uns eigentlich dem Stress und langfristig sogar Depressionen und weiteren negativen Erscheinungen aussetzen.
Die Variable Stress komplett aus dem Leben zu entfernen ist realistisch gesehen allerdings eher nicht umsetzbar. Aber wie wir darauf reagieren, können wir mit relativ einfachen Mitteln ändern. Eine ausgewogene Ernährung ist dabei grundlegend: viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, nur wenig, aber dafür vollwertiges Getreide, so gut es geht auf Zucker und andere Süßungsmittel verzichten, schlechte Fette durch gute ersetzen, aber in Maßen – Stichwort Nüsse und Olivenöl. Fermentierte Speisen, wie beispielsweise Kimchi, Miso oder Tempeh sind außerdem eine super Unterstützung für das Mikrobiom in unserem Verdauungsorgan, da sie reich an Probiotika sind. Diese mood-lifting Ernährungsratschläge wirken sich dabei auch auf unsere Haut sehr positiv aus! In unserem Skindetox-Monat im Januar 2021 haben wir das sogar selbst getestet, denn unsere Mahlzeiten bestanden größtenteils aus genau den aufgelisteten Zutaten. Was genau wir gegessen haben und wie sich unsere Haut und unsere Stimmung dadurch verbessert haben erfahrt ihr im Podcast.
Ihr merkt schon, man könnte ein ganzes Buch zu diesem Thema schreiben. Wichtig ist natürlich hierbei zu sagen, dass es keine pauschale Trickkiste der Ernährung gibt, die für alle gleich funktioniert. Lasst euch also gern selber beraten, recherchiert und belest euch zu dem Thema. Mir hat es sehr geholfen, meinen eigenen Darm zu verstehen und mich bewusst glücklicher zu essen!
Wenn ihr euch also dafür interessiert, dann schaut gern einmal in unser Interview mit Dr. Sophia Wachner zum Thema Ernährung und Haut rein:
Schau einmal rein:
EINFLUSS UNSERER ERNÄHRUNG AUF DIE HAUT – INTERVIEW MIT DR. SOPHIA WACHNER
Sonne / Tageslicht
Wir haben ja schon gelernt, dass die Sonne so einiges in unserem Körper in die Gänge bringt. Endorphine werden freigesetzt, Serotonin wird aktiver, wir fühlen uns gelöst und sind glücklicher. Die Sonne ist aber für die Produktion eines ganz essentiellen Stoffes verantwortlich: Vitamin D. Normalerweise kennen wir es so, dass wir Vitamine über die Ernährung aufnehmen, wie zum Beispiel Vitamin C. Beim Vitamin D ist es aber so, dass es der Körper selbst herstellt und dafür benötigt er Sonnenlicht. Was genau passiert da also? Die Sonne scheint auf unsere Haut, dort wird das Cholesterol in das Provitamin D umgewandelt. Dieses Hormon wird dann über das Blut zur Leber transportiert und dort schließlich als Vitamin D3 gespeichert, bzw. an andere Organe weitergeleitet. Eine gesunde Leber ist also Grundvoraussetzung, damit wir dieses wichtige Vitamin auf natürliche Weise herstellen können. Umso mehr Grund, die eigene Ernährung entsprechend zu überdenken.
Denn dieses Vitamin tut so einiges für unseren Körper! Es unterstützt die Knochenbildung, was natürlich besonders bei Kindern besonders wichtig ist, und spielt eine tragende Rolle für unser Immunsystem. Eine ausreichende Versorgung ist also in der aktuellen Pandemie so relevant ist wie schon lange nicht mehr. Dort hören die positiven Eigenschaften dieses Powerhouse-Vitamins aber noch nicht auf. Es unterstützt die Gesundheit von Mutter und Kind während der Schwangerschaft und zeigt einen gewissen präventiven Schutz vor insbesondere Darm- und Brustkrebs.
Ein Mangel an Vitamin D ist also nicht nur schlecht, sondern kann auch schädigend sein. Es ist sogar bereits erforscht worden, dass ein Mangel an Sonnenlicht und so eben auch Vitamin D manche Formen von Depressionen begünstigt. Ziemlich einleuchtend, wenn man sich die Infos bis hierhin nochmal vor Augen führt.
Bei all der Sonnenanbeterei möchte ich aber auch vor den Risiken warnen. Es ist kein Geheimnis und allen hier ist vermutlich bekannt, dass die Sonnenstrahlen durchaus auch sehr gefährlich sein können, da sie Hautkrebs verursachen können, wenn man ihnen ungeschützt zu lange ausgesetzt ist. Wie lange das genau ist, ist ganz individuell und hängt stark von der eigenen Haut ab, kann also 10 Minuten, oder sogar 20 oder vielleicht sogar mehr sein. Generell wird empfohlen, drei mal pro Woche mit freien Armen, Beinen und Gesicht ein paar Minuten in die Sonne zu gehen, wenn man genau wissen möchte, ob dabei genug Vitamin D im Körper ankommt, sollte man eine Blutuntersuchung machen. Egal wie schwach oder stark die Pigmentierung der Haut ist: Sonnenschutz sollte nach ein paar Minuten Vitamin D tanken definitiv verwendet werden, am besten noch bevor man die ersten leichten Rötungen entdeckt. Dann am besten ab in den Schatten und ordentlich eincremen, denn ja, auch im Schatten kommt die UV-Strahlung an!
Der aktive Lebensstil
Ich weiß ja, besonders im Winter ist es einfach schwierig sich manchmal aus dem Bett, von der Couch oder generell zurück ins wahre Leben zu bewegen, aber genau das ist der Knackpunkt: Bewegung. 2020 ist Spazieren zum Volkssport geworden und hat sich, zumindest meinen Beobachtungen nach, auch ziemlich gut in den Top 3 Lockdown-Beschäftigungen gehalten – und das auch im Winter! Ich denke, wir waren alle an dem Punkt, wo wir kein Bananenbrot mehr sehen konnten, weder im Instagram Feed, noch in der eigenen Küche.
Nachdem ich mich nun aber tiefgehend damit beschäftigt habe, was der Frühling in unserem Körper so auslöst, bzw. wie er in unseren Köpfen ankommt, bin ich der festen Überzeugung, dass das Spazierengehen (oder sogar Joggen für die Ambitionierten) an der frischen Luft der Kleber war, der den Faden, an dem unsere mentale Fitness hing, irgendwie noch gerade so zusammen gehalten hat. Oder was meint ihr? Einfach rausgehen, mal was anderes als die eigenen vier Wände sehen, im besten Fall die Natur genießen oder die städtische Architektur, die Gelenke in Schwung bringen, den Kreislauf hochfahren und und und.
Natürlich fällt es uns jetzt, im Frühling, besonders wenn die Sonne scheint und wir bereits im März an der 25 Grad Markierung kratzen, nicht mehr so schwer uns zu bewegen und ein aktiveres Leben zu führen. Versuchen wir diese Motivation beizubehalten, denn es werden garantiert wieder Tage auftauchen, an denen sich der wolkenverhangene Himmel in den Kopf schiebt, man die Regentropfen an den Fensterscheiben zählt und mit sich selbst debattiert, ob man aufstehen soll, um aufs Klo zu gehen, oder es doch noch ein paar Minuten aushält (ich weiß, ich bin nicht allein damit). Also, auch wenn es schwer fällt: Bleiben wir am Bewegungs-Ball, und das zu jeder Jahreszeit!
Nehmt mal ein Näschen Frühling
Die Augen gewöhnen sich langsam an die bunten Farben, die nach und nach auf Wiesen, in Beeten und auf öffentlichen Plätzen in Form von Frühlingsbepflanzung vermehrt auftauchen. Die Natur spricht dabei aber mehr als nur den einen Sehsinn an. Der Geruchsinn freut sich genau so! “Es liegt der Frühling in der Luft”, wer kennt diesen Satz nicht? Die frischen, blumigen und duftenden Gerüche heitern auf und sorgen dafür, dass wir wieder richtig genüsslich durchatmen können. Ab damit in die Wohnung also. Das geht mit frischen Blumen und lüften, lüften, lüften!
Dieser Tipp ist für Allergiker nun vielleicht nicht besonders gut geeignet. Alle, die in dieser Zeit also eher mit verstopften Nasen, tränenden Augen und Atemnot zu tun haben, müssen nämlich etwas aufpassen. Hier gilt: Je nachdem welche Pollen hier kritisch sind, bzw. ob ihr in der Stadt oder auf dem Land wohnt, gelten andere Zeiten, in denen ihr am besten die Fenster aufreißt. Die Belastung durch Pollen ist in städtischen Gebieten abends und auf dem Land dem Land eher morgens höher. Wer besonders aufpassen möchte, kann sich Fliegengitter vor den Fenstern anbringen. Die halten übrigens auch ungebetene Spinnen-Gäste aus dem Haus, eine win-win Situation. Für entspanntere Nächte wird empfohlen, das Schlafzimmer entsprechend zu lüften und nur mit gewaschenen Haaren ins Bett zu gehen, um die Pollen vom Kopfkissen fern zu halten.
Auf den wunderbaren Frühlingsduft müsst ihr dennoch nicht komplett verzichten. Füllt eure Vasen mit frischen Blumen, dekoriert mit Indoor-Osterglocken oder wer die extra intensive Dosis Frühling mag: Hyazinthen! Holt euch den Frühling ins Haus und er wird seinen Weg in euer Gemüt und auf eure Haut finden!
Wenn aber alle Frühlings-Stricke reißen, erstellt euch eine Playlist, mit Songs, die für euch echte Mood-Booster sind (Hello 80ies), dreht so richtig auf, schnappt euch den Staubsauger, Wischmopp oder welches Putz-Tool ihr auch immer präferiert, und legt so richtig los. Hebt garantiert die Stimmung und wenn nicht, habt ihr am Ende wenigstens eine saubere Wohnung – und wenn das nicht das Herz etwas höher schlagen lässt, dann weiß ich auch nicht weiter.
In diesem Sinne: Happy Spring-Time! Und in Whitney’s Worten: “Still enough time to figure out how to chase my blues away… Oh, I wanna dance with somebody!”
Genieß den Ohrwurm!
“This is your brain on food” – Uma Naidoo, MD (First Edition: 2020. Publisher: Little, Brown Spark)
https://www.barmer.de/presse/infothek/newsletter-gesundheit-im-blick/presse-newsletter-archiv/archiv-2016/fruehling-40092
https://www.gaed.de/informationen/merkblaetter/sonnenlicht-und-vitamin-d.html#:~:text=Anders%20als%20andere%20Vitamine%20kann,in%20das%20Provitamin%20D%20umgewandelt.