Alkohol ist so eine Sache. Wir kennen ihn natürlich aus der Getränkebranche, aber auch in der Kosmetik fällt dieser Begriff sehr häufig. Und besonders der Claim “alkoholfrei” wird gerne als Werbeslogan verwendet.
Allgemein sind diese Inhaltsstoff-Themen eine schwierige Angelegenheit. Denn wir sind ja nicht dazu da, irgendetwas schlecht zu machen, sondern um aufzuklären und bestimmten Vorgängen Aufmerksamkeit zu schenken. Ich möchte mit den Beiträgen zu den Inhaltsstoffklassen ein bisschen Licht in das Dunkel bringen und dein Kosmetik-Know-How etwas auffrischen.
Mir geht es darum, dir die Vor- und Nachteile aufzuzeigen, dir zu erklären, wieso wir auf bestimmte Substanzen verzichten und wieso auf andere nicht. So gebe ich dir die Möglichkeit, dass du dir selbst ein Bild machen kannst und im Endeffekt selbst entscheidest, worauf du achten möchtest und was für dich und deine Haut wichtig und richtig ist.
Vor ein paar Tagen habe ich unter einem unserer Instagram-Postings einen Kommentar gelesen, dessen Quintessenz war, dass die Dosis das Gift macht. Und das stimmt. Es hat mir aber auch einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, unsere Intention hervorzuheben. Aufklären und nicht verteufeln. Denn die Konzentration ist - wie bei fast allem - das Entscheidende.
Das gilt für Alkohole, aber auch für andere Substanzen die wir allgemein als “gut” bezeichnen würden.
Denn selbst ein “zu viel” an reinen, pflanzlichen Ölen kann auch zu viel für deine Haut sein. Sie braucht eine ausgeglichene Pflege und vor allem auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Inhaltsstoffe.
In diesem Beitrag möchte ich deswegen genauer darauf eingehen
- was Alkohol chemisch gesehen ist
- wofür Alkohol in der Kosmetik eingesetzt wird
- auf welche Alkohole du ab einer bestimmten Konzentration achten solltest
- was “schlechte” Alkohole mit der Haut machen
- welche Alkohole sogar gut zur Haut sind
- und welche Alkohole wir bei junglück verwenden
Was heißt eigentlich Alkohol?
Die Stoffe die wir in der Alkohol-Gruppe zusammenfassen können, gleichen sich in einem zentralen Element: Der Hydroxygruppe! Das heißt an einer, mal mehr oder weniger langen Kohlenstoffkette, hängt eine Gruppe die aus einem Sauerstoff (O) und einem Wasserstoffatom (H) besteht. Eine “-OH” Gruppe also. Somit lassen sich Alkohole wie beispielsweise Ethanol (das ist der Alkohol den wir auch trinken) gut mit Wasser, aber auch in organischen Substanzen gut mischen.
Wofür werden Alkohole in der Kosmetik eingesetzt?
Diese Fähigkeit der guten Mischbarkeit bringt uns auch schon zum ersten Einsatzgebiet der Alkohole. Sie sind super Lösungsmittel! Außerdem haben sie einen bedeutenden Konservierungseffekt. Alkohol ist aber nicht gleich Alkohol, das ist schon einmal klar. Denn auch hier können wir nicht alle Substanzen dieser Stoffklasse über einen Kamm scheren und pauschal sagen “Alle Alkohole sind schlecht”! So leicht ist es leider nicht.
Allgemein gilt, je länger die Kohlenstoffketten sind, desto wasserunlöslicher, fester und sogar süßer werden die Stoffe. Wenn wir den Geschmack mal kurz mit reinnehmen wollen.
So, darum schauen wir uns nun an, welche Vertreter wir in der Gruppe der Alkohole finden und ich gebe dir ein paar INCIs an die Hand, auf die du achten solltest.
Auf welche Alkohole sollte ich achten?
Diese Alkohole gehören zu der Sorte die austrocknen können. Ich sage bewusst können, weil es hier eben auf die Konzentration ankommt. Und da wir hier bei junglück sehr auf die Verträglichkeit der Produkte bedacht sind, kommen diese Alkohole auch bei uns nicht in die Produkte.
Hierbei handelt es sich vor allem um kurzkettige Alkohole. Denn logischerweise, je kürzer die Kette, desto flüssiger und wasserlöslicher sind sie.
Du findest sie oft in
- Desinfektionsmitteln
- Konservierungsmitteln (ab ca. 10 % Alkoholgehalt)
- Lösungsmitteln (Träger für Geruchsstoffe, z.B. von Heilpflanzen)
- Mitteln gegen Entzündungen
- Reinigungsmitteln
In Desinfektions- und Konservierungsmitteln findet häufig Ethanol Verwendung. Die Konzentrationen können hier locker 50-70 % erreichen. Das ist auf die Dauer viel zu viel für unsere Haut, denn ab einer Ethanolkonzentration von 20 % wird es schon problematisch.
Weil Ethanol so ein gutes Lösungsmittel ist, macht er auch vor unserer Haut keinen Halt! Die Schutzbarriere wird angegriffen, wichtige Bausteine werden zerstört und die Haut wird durchlässig.
Dieses Aufbrechen der Zellverbindungen wird häufig genutzt, um die Aufnahmefähigkeit der Haut für fettlösliche Wirkstoffe zu verbessern. Das mag wohl funktionieren, aber leider schließt sich die Barriere nicht wieder, wie eine geöffnete Tür, sondern bleibt meist brüchig. Deswegen können auch ungebetene Gäste, wie Bakterien und andere Keime eindringen und den Hautzustand verschlechtern.
Alkohol bei unreiner Haut
Dieser Kreislauf spielt auch bei alkoholhaltigen Reinigungsmittel eine Rolle. Wer demnach bei fettiger und unreiner Haut mit einem “schlechten” Alkohol reinigt, der hat später meist mit einem Verschlechterungs-Effekt zu kämpfen. Die austrocknenden Eigenschaften mögen vorerst den Fettfilm und die Unreinheiten reduzieren, doch die angegriffene Hautbarriere kann sich auf Dauer nicht mehr schützen und es kommt zu mehr Pickeln und Entzündungen. Die Haut steuert der Austrocknung entgegen und produziert noch mehr Talg. Hört sich eher ungut an und ist es leider auch.
Was macht Alkohol noch mit der Haut?
- Freie Radikale: Durch Alkohol werden freie Radikale produziert, die unser gesundes Kollagengerüst entkräften und zu Falten führen können.
- Hauterkrankungen: Alkohol kann Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Akne weiter verschlimmern oder zu entzündlichen Reaktionen führen.
- Reizungen: Ein hoher Konzentrationsgrad von Alkohol kann zu trockenerer und irritierter Haut führen.
- Hautalterung: Tschüss Alkohol, sonst heißt es hallo frühzeitige Hautalterung.
Welche Alkohole sind gut zur Haut?
Es gibt aber auch “gute” Alkohole, die sogenannten Fettalkohole. Diese Kandidaten spenden nämlich sogar Feuchtigkeit! Also Achtung bei den INCIs, auch wenn “Alkohol” draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass es ein austrocknender oder reizender Alkohol ist.
Diese Fettalkohole weisen längere Kohlenstoffketten auf und sind dadurch fester in der Konsistenz. Sie wirken amphiphil, also fett- und wasserliebend gleichzeitig! Das macht sie zu hervorragenden Emulgatoren. Sie verbinden in Cremes die Wasser- und die Fettphase miteinander und werden häufig aus pflanzlichen Ölen und Fetten gewonnen. Aus nachwachsenden Rohstoffen also.
Durch ihre Eigenschaften haben sie auch in der Kosmetik völlig andere Funktionen. Sie dienen zusammengefasst als
- Cremegrundlagen
- Emulgatoren in Wasser-Öl-Gemischen
- Feuchtigkeitsspender
- Nichtionische und anionische Tenside
- Texturverbesserer
Ebenfalls zu den “guten” Alkoholen gehören die Zuckeralkohole. Da kennst du bestimmt das Glycerin, oder auch das Sorbitol. Diese zwei Feuchtigkeitsspender und -bewahrer binden Wasser, sowohl im Produkt, als auch in der Haut und ziehen zusätzlich die Umgebungsfeuchtigkeit an!
Außerdem ist Glycerin super verträglich, da es sich, ähnlich wie bei Hyaluronsäure, um eine körpereigene Substanz handelt.
Es kann allerdings ab einer Konzentration von 30 % austrocknend wirken - Womit wir wieder bei dem Anfangsquote wären: Die Dosis macht das Gift!
Denn selbst vom Guten zu viel, ist zu viel!
Wichtig ist also, dass du bei den “schlechten” und austrocknenden Alkoholen darauf achtest, dass du sie entweder komplett meidest, oder sie zumindest sehr weit hinten in der Inhaltstoffliste vorkommen. Wenn ein Produkt als “alkoholfrei” deklariert ist, dann bedeutet das lediglich, dass sich keine austrocknenden (kurzkettigen) Alkohole darin befinden. Die empfehlenswerten Fett- oder Zuckeralkohole können aber durchaus vorhanden sein! Demnach ist der Begriff, chemisch gesehen, nicht ganz korrekt.
INCI-Liste der Alkohole
Einige Alkohole sind gut an der Endung “-ol” zu erkennen. Ihre Anzahl ist nahezu unendlich, daher kann ich hier leider nicht alle aufführen. Mit den beiden Listen hoffe ich jedoch, dass ich dir einen guten Anhaltspunkt geben konnte.
Welche Alkohole verwenden wir bei junglück?
Austrocknende Alkohole meiden wir grundsätzlich, da es uns wichtig ist, dass unsere Produkte besonders gut verträglich sind. Auf die Fettalkohole und besonders auch den Zuckeralkohol Glycerin greifen wir, aus den oben genannten Gründen, sehr gerne zurück!
Es kommt in fast all unseren Produkten vor und dient uns als Feuchtigkeitsbewahrer.
Wie du siehst, geht es auch hier wieder darum, sich gut auszukennen und Inhaltsstoffe zu hinterfragen. Und ja, die Dosis macht das Gift!
Nimm dir Zeit für dich & sei gut zu dir!
Deine Leonie